Ehrliche Futterberatung?
Garantiert ehrliche Futterberatung, warum der fragende Titel?
Hier kann ich etwas aus dem Nähkästchen plaudern.
Beruflich wollte ich bereits immer etwas mit Tieren, am liebsten mit Hunden zu tun haben.
Gedanklich war ich schon lange am überlegen, was ich da evtl. am besten in eigener Regie auf die Beine stellen kann.
Genau in dieser Denkphase bin ich bei einem Futter Giganten als Vertriebspartner gelandet.
Eine Tätigkeit auf MLM Basis ohne viel eigenen Spielraum.
Und das, wo ich absolut nichts von MLM (Multi-Level-Marketing)📈 halte.
Doch die Person, die mich angeworben hat, erwischte mich zu einem sehr günstigen Zeitpunkt.
Eddy hat gerade sein aktuelles Futter wieder einmal nicht vertragen und das, was er vertragen hat, war in kaum einem Laden vor Ort zu bekommen.
Eigentlich war ich nur auf der Suche nach einer alternativen Futtersorte mit Lieferservice.
Doch plötzlich war ich mitten im Abenteuer der ersten Selbstständigkeit gelandet.
Über Hundeernährung hatte ich schon ein gewisses Grundlagenfundament. Von daher hat das gut gepasst.
Nach ein paar internen Schulungen ging es dann los, die ersten Kunden zu akquirieren.
Meine eigenen Erfahrungen im Futtervertrieb
Meine Motivation war von Anfang an etwas Gutes für Hund und Halter zu tun und in allen Fragen rund um Ernährung und Futter zu helfen.
Hier habe ich schnell gemerkt, dass man als unternehmensgebundene Futterberaterin in seinem Handeln keinen großen Spielraum hat.
Eine wertfreie, unabhängige Beratung ist praktisch unmöglich.
Man ist also eher in der Rolle des klassischen Vertreters, wie man es zum Beispiel von Staubsaugern und praktischen Kunststoffdosen kennt.
Den Fokus hatte ich für mich klar auf die Beratung gelegt.
Hier habe ich mich auch ganz deutlich von den „Kollegen“, die auf einmal wie Pilze aus dem Boden schossen, abgehoben.
Ich habe mir eine eigene Webseite mit einem neutralen Namen zugelegt.
Ich wollte meine eigene Chefin sein und etwas für mich selber aufbauen. Andere sind nach außen so aufgetreten, als ob sie eine Zweigstelle des Unternehmens wären.
Eigentlich nicht erwünscht, doch trotzdem findet man zahlreiche solcher Seiten und Profile in den sozialen Medien.
Für das Unternehmen, das man repräsentiert, ist das natürlich kostenfreie Werbung.
Ich habe mir von Anfang an einen großen Teil Unabhängigkeit bewahrt. Wenn ich bei einem Kundengespräch gemerkt habe, es passt nicht, habe ich nicht angefangen, in die rhetorische Trickkiste zu greifen, um mit biegen und brechen, zu einem Abschluss zu kommen.
Wenn man es darauf anlegt, könnte man bei Beratungsgesprächen die Abschlussquote ziemlich hochhalten.
Doch was bringt mir eine Kunde, den ich zu einer Bestellung, ich sage jetzt mal ganz klar „überrumpeln“ musste?
Das wird niemals ein nachhaltiger Kunde.
Der bestellt einmal, vielleicht auch noch zweimal und das war’s dann.
Meine Einstellung
Wenn mir Halter von bestimmten Problemen mit ihren Hunden erzählt haben und es gab kein passendes Produkt im Portfolio habe ich auch andere Dinge empfohlen, für die ich dann natürlich keine Provision erhalten habe.
Echte Hilfe ist das, was mich antreibt. Als langjährige Hunde und früher auch Katzenhalterin hat sich da einiges an Erfahrungen und Wissen angesammelt.
Mein Wissen gebe ich gerne weiter. Wenn ich damit jemandem helfen kann, freut mich das.
Mit dieser Einstellung konnte mein Sponsor (so nennt sich derjenige, der einen in das Unternehmen gebracht hat) nicht viel anfangen.
Im ersten Gespräch war er noch auf meiner Wellenlänge.
Als ich dann relativ flott die ersten Kunden hatte, änderte sich seine Meinung langsam immer mehr.
Fast täglich wurde ich nun per WhatsApp und Telegram mit Seminarangeboten ohne Mehrwert bombardiert.
Es ging nur ums Verkaufen und das Anwerben neuer Vertriebspartner.
Die Freude und das Interesse an Hunden war auf einmal ganz weit nach hinten gerutscht.
Diese Rechnung hat er allerdings ohne mich gemacht.
Ich habe für mich weitergemacht, wie ich es wollte und wie es sich für mich gut angefühlt hat.
Meine Weiterbildungen habe ich mir selber ausgesucht und diese bei unabhängigen Einrichtungen absolviert.
Erste Zweifel
War ich Anfangs noch zu 100 % vom Unternehmen überzeugt, stellte ich langsam doch einiges infrage.
Durch meine Weiterbildungen war ich jetzt in der Lage, das Futter genau zu beurteilen.
Zwischen Werbeaussagen und den nackten Fakten, die eine genaue Futteranalyse zeigt, besteht eine gewisse Diskrepanz.
Dazu noch die Art des Vertriebes und das Auftreten der Vertriebspartner.
Auch bei Instagram wurde es immer nerviger.
Dort habe ich die Auswüchse selbst erlebt.
In meinem Account hatte ich nicht wie die anderen den Namen des Unternehmens als Bestandteil.
Ihr glaubt nicht, wie viele Nachrichten ich von „Kollegen“ bekommen habe, die mir Futter verkaufen wollten oder die mir direkt einen „tollen Job für Hundefreunde“ angeboten haben.
Es ist schön, wenn ein Unternehmen wachsen will.
Doch diese unkontrollierte Flut von Vertriebspartnern, die einem täglich mehr über den Weg gelaufen sind, war für mich der Schlussstrich.
Damit konnte und wollte ich mich nicht identifizieren.
Ich will nicht verkaufen, ich will etwas für ein gesundes Hundeleben tun.
Money, Money, Money…
Da wird man doch tatsächlich von Leuten angequatscht, die nicht einmal einen Hund oder wenigstens eine Katze besitzen.
Das wäre das Gleiche, als wenn ich jetzt anfangen würde Autos zu verkaufen.
Ich habe nämlich keinen Führerschein und weiß von Autos nur, dass sie vier Räder haben und fahren.
Ähnlich ist es mit diesen Vertrieblern.
Vom Hund wissen die nur soviel, dass er vorne bellt und hinten wedelt und selbst das ist bei manchen zu bezweifeln.
So viel also zum Thema der ehrlichen Futterberatung.
Den meisten geht es nur ums schnelle Geld.
Das Schlimme ist nur, dass in diese Maschinerie auch viele Leute hereingezogen werden, die es wirklich gut meinen.
Wer träumt schon nicht davon, sein Hobby zum Beruf zu machen?
Tierliebe Menschen gesucht, die von zu Hause aus Geld verdienen wollen?
Davon gibt es viele. Gerade in der aktuellen Lage mit coronabedingter Kurzarbeit oder im schlimmsten Fall sogar Arbeitslosigkeit suchen viele Leute da draußen nach einem rettenden Strohhalm.
Für die Vertriebsprofis, die schon eine Weile im Geschäft sind, ein gefundenes Fressen und leichte Beute.
Wusstet ihr eigentlich, dass jeder Sponsor an den Leuten, die er angeworben hat, kräftig mitverdient?
Viele haben den Trend erkannt, dass es aktuell sehr einfach ist ein paar unschuldige Lämmer zu fangen, anstatt sich auf das Kerngeschäft zu konzentrieren.
Am Anfang ist es nicht unüblich, dass die Provision zwischen Sponsor und neuem Vertriebspartner zur Hälfte aufgeteilt wird.
Erwirtschaftet der neue Partner zum Beispiel 75 EUR Provision im ersten Monat, bekommt sein Sponsor auch einen Anteil von 75 EUR ausgezahlt.
Akquiriert ein Sponsor im Schnitt einen neuen Vertriebspartner am Tag, kommt er so auf 1.500 EUR im Monat, ohne viel dazu beigetragen zu haben.
Schlechte Tipps für Einsteiger
Jetzt kommt noch eine Sache dazu, die mich richtig ärgert.
Man bekommt am Anfang einen Tipp, den man direkt in die Tonne kloppen kann.
Jeder seriöse Unternehmensberater sagt einem gleich zu Anfang, dass man dieser Empfehlung auf keinen Fall folgen sollte.
Es geht um das Gewinnen der ersten Kunden.
Da wird man doch tatsächlich aufgefordert, eine Liste mit 100 Bekannten zu erstellen und diese dann gemeinsam mit seinem Sponsor abzutelefonieren.
Sorry, das ist wirklich unterste Schublade.
Am liebsten hätte ich hier schon den Schlussstrich gezogen.
Aber mir war das zunächst erst einmal egal, da ich meine eigene Vorgehensweise im Kopf hatte.
Nun aber zurück zu dieser ominösen Liste mit den 100 Freunden und Bekannten.
Leute, wenn ihr ernsthaft MLM betreiben wollt, macht das nicht.
Nervt nicht eure Freunde und Bekannten mit eurem neuen „Geschäft.“
Das heißt jetzt nicht, dass ihr nicht von eurer neuen Tätigkeit erzählen dürft.
Aber erwartet nicht, dass ihr hier ernsthaft Kunden aufbaut.
Kommen Bekannte, die von eurer Tätigkeit wissen, von selbst auf euch zu, ist das etwas anderes.
Da könnt ihr dann selbstverständlich etwas tiefer ins Detail gehen. Nur achtet darauf, ob wirklich Interesse besteht oder nur aus Höflichkeit nachgefragt wurde.
Kommt von einem Freund oder einem Bekannten ein klares „Nein“ solltet ihr das unbedingt akzeptieren und nicht weiter bohren.
Unterschiede bei Futter und Ernährungsberatern
Wenn es um Futterberater geht, fallen mir da vier unterschiedliche Formen ein:
1. Der Futter/Verkaufsberater in einem Fachmarkt
Hier habe ich persönlich gute Erfahrungen gemacht. Sogar bei den großen Ketten findet man Leute, die einem nicht nur das teuerste Produkt andrehen wollen. Allerdings ist der Berater hier an die Produkte aus seinem Markt angewiesen. Ich habe aber auch schon erlebt, dass ich in speziellen Fällen an Mitbewerber verwiesen wurde. Das macht für mich eine gute und seriöse Beratung aus.
2. Der Futter/Verkaufsberater von einem Unternehmen
Auch hier gibt es Leute, die aus Überzeugung und Liebe zum Tier beraten. Der große Nachteil hier ist die Bindung an ein Unternehmen/Marke. Man bekommt in der Regel keine Konkurrenzprodukte vorgeschlagen.
3. Der Tierarzt als Futter und Ernährungsberater
Viele denken jetzt vermutlich, dass der eigene Tierarzt die beste Anlaufstelle ist. Doch das ist zu 99 % leider nicht der Fall. Im Veterinärstudium nimmt das Thema Ernährung nur einen geringen Stellenwert ein.
Dafür buhlen die Industriegiganten schon während dem Studium um die Gunst der neuen Tierärzte.
Wer sich da tiefer informieren möchte, sollte unbedingt mal das Buch: „Katzen würden Mäuse kaufen“ von Hans-Ulrich Grimm kaufen und lesen.
Das tolle Futter, das es nur in den Tierarztpraxen gibt, ist nämlich überhaupt nicht toll. Den Tierärzten kann man hier nicht einmal einen Vorwurf machen. Viele wissen es einfach nicht besser.
4. Der unabhängige Futter und Ernährungsberater
Dieser ist an keine Marke und auch an kein Unternehmen gebunden von dem er Provisionen erhält. Hier steht die Beratung und das Wohlergehen des Hundes ganz klar im Mittelpunkt.
Hier bekommt ihr individuelle Futterpläne und Ernährungstipps, die speziell auf eure persönlichen Bedürfnisse (z. B. Übergewicht, Untergewicht, Allergien) zugeschnitten sind.
In der Regel bekommt ihr hier auch Starthilfe, wenn ihr euch mit dem Thema Barf befassen wollt und ihr nicht wisst, wie ihr das ganze angehen sollt.
Kurzes Fazit
Eine wirkliche unabhängige Beratung bekommt ihr also nur bei Typ 4 meiner Aufzählung.
Wo eine Futterberatung letztendlich ehrlich ausfällt, kann man spekulieren.
Je weniger der Berater von anderen abhängig ist (Hersteller, Industrie, Vorgesetzte…), desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, das man eine ehrliche Beratung erhält.
Vorsichtig sollte man sein, wenn man das Gefühl hat, etwas aufgeschwätzt zu bekommen.
Auch wenn der Berater nicht auf Fragen eingeht, ausweicht und das Gespräch in eine andere Richtung lenkt,sollte man wachsam sein.
Ein Berater, der nichts zu verbergen hat, geht auf eure Fragen ein und wird euch auch ehrlich sagen, wenn er nichts für euch tun kann.
Im optimalen Fall hat er vielleicht sogar einen Tipp für euch wo ihr in speziellen Fällen Hilfe bekommen könnt.
Mein Wunsch wäre, dass Unternehmen die auf MLM setzen etwas kritischer beobachten was die selbstständigen Berater so treiben.
Wer jetzt so lange durchgehalten hat, kann sich mal den Beitrag zur Knochenfütterung ansehen. Das ist garantiert ehrliche Futterberatung und total gratis.
Etwas Grundwissen geben wir euch in dem Beitrag zur Futterdeklaration.