Von Anfängerhunden, Profis, Experten und Einsteigern…
In diesem Artikel möchte ich mal aus meiner Sicht erklären, warum der erste Hund kein Anfängerhund sein muss.
Am Ende gibt es ein paar Einblicke zu unserem ersten eigenen Hund. 😀
Dazu passend ist auch der Artikel „Mein Leben mit einem Malinois“.
Was ist ein Anfängerhund?
Wenn man sich einen Hund zulegen möchte, wird man rasch auf das Wort „Anfängerhund“ stoßen.
Unter einem Anfängerhund versteht man nach läufiger Meinung einen Hund, der besonders leicht zu erziehen und zu jedem freundlich gesonnen ist.
Es gibt einige Rassen, die immer gerne als Anfängerhunde empfohlen werden.
Wenn euch das interessiert, könnt ihr mal diesen Artikel bei nnz-online anschauen. Dort gibt es einige Vorschläge für Anfängerhunde.
Auf Platz 1 ist dort wie bei vielen anderen Empfehlungen auch der Labrador-Retriever.
Nicht umsonst haben Labradore den Ruf als „immerfreu“ Hunde. 😂
Meine Meinung zu Anfängerhunden
Alleine schon das Wort finde ich fürchterlich.
Hier geht es schließlich um ein Lebewesen mit eigener Seele und eigenem Charakter und nicht um irgendeine leblose Sache.
Es sucht sich ja auch niemand eine Anfängerfrau, bevor er sich ernsthaft verliebt oder ans Heiraten denkt.
Da hat jeder seine eigenen Wünsche und Vorstellungen.
Stellt auch doch mal vor, zu euch sagt jemand:
„Deine Frau ist ja viel sportlicher als du, für den Anfang hättest du mal lieber eine unsportliche ausgesucht.“
Genau so sehe ich das mit den Anfängerhunden.
Ich bin ich und ich brauche keinen Anfängerhund,
ich brauche den Hund, der zu mir und meinem Leben passt.
Kein Verfasser einer Top-10-Liste der besten Anfängerhunde kennt mein Leben und mich.
So eine Liste kann im besten Fall zu einer ersten groben Orientierung dienen, wenn man absolut noch nie etwas mit Hunden zu tun hatte.
Ob dann allerdings ein Hund das richtige Haustier für einen ist, steht auf einem anderen Blatt.
Was ist ein Profi
Die Empfehlung zu einem Anfängerhund kommt oft von Hundeprofis.
Doch was unterscheidet einen Anfänger von einem Profi, bzw. was ist ein Profi überhaupt?
Laut Wikipedia ist ein Profi jemand, der sich in einer Sache besonders gut auskennt, darin ausgebildet ist oder eine Tätigkeit gegen Bezahlung ausübt.
Das oder habe ich extra fett markiert!
Jeder, der etwas gegen Bezahlung ausübt, ist automatisch ein Profi!
Dazu muss er sich nicht besonders gut auskennen oder ausgebildet sein.
Profis haben in unserer Gesellschaft und in den sozialen Medien einen hohen Stellenwert und das, obwohl sie nicht besonders qualifiziert sein müssen.
Und genau solche Profis reden gerne von Anfängerhunden und Hundeanfängern.
Hundeanfänger sind neue Hundehalter, die keine Ahnung haben und beim Hundeprofi, (der ja Geld damit verdient um sich Profi nennen zu können) erst mal alles lernen müssen.
Also geht es wie so oft im Leben nur ums Geld und nicht um die Sache.
Was ist ein Experte?
Viel lieber sind mir da die Experten.
Ihr könnt hier gerne mal schauen, wie bei Wikipedia ein Experte definiert wird.
Ein Experte kann sich seinen Status nicht kaufen.
Experte wird man nur durch persönlichen Einsatz. Experten stehen mit Leib und Seele hinter ihrem Thema, denn nur wer für etwas brennt, wird sich seinen Experten-Status erfolgreich aufbauen können.
Was ist ein Einsteiger?
Ein Einsteiger ist jemand, der anfängt, sich für eine Sache zu interessieren. Ein Ersthundehalter ist also ein Hundeeinsteiger.
Das hört sich doch auch gleich viel netter an als Hundeanfänger.
Wenn euch also jemand zum Anfänger degradieren möchte, könnt ihr ihm nett sagen, dass ihr engagierte Einsteiger seid.
Einsteiger unterscheiden sich zu Anfängern dadurch, dass sie sich selbst entschieden haben, sich für etwas Bestimmtes zu interessieren.
Als Beispiel zum besseren Verständnis passen hier relativ gut die Erstklässler. Das sind Schulanfänger.
Einsteiger haben also ein eigenes Interesse als Motivation und werden mit der Zeit, wenn das Interesse anhält und groß genug ist, irgendwann selbst zum Experten.
Was ist jetzt mit den Anfängerhunden?
Ganz einfach, ihr braucht keinen Anfängerhund!
Ihr braucht als Einsteiger einfach euren ersten Hund.
Ganz egal welche Rasse, welche Größe oder welche Farbe.
Das ist aber kein Freibrief, sich einfach irgendeinen Hund anzuschaffen!
Zur Sicherheit wiederhole ich den Satz noch mal.
Das ist aber kein Freibrief, sich einfach irgendeinen Hund anzuschaffen!
Genau das ist nämlich der Grund, warum es das große Trara mit den Anfängerhunden überhaupt gibt.
Leute, die sich vor der Hundeanschaffung absolut null Gedanken machen und sich den Hund nach Kriterien wie dem Aussehen oder nach berühmten Vorbildern wie Lassie, Kommissar Rex oder Max aussuchen.
Falsche Motivation
Wenn ihr denkt, ein Collie ist automatisch wie Lassie oder ein Deutscher Schäferhund hat alle Tricks drauf, die Kommissar Rex beherrscht, dann seid ihr auf einem ganz falschen Weg.
Ihr könnt auch nicht einfach einen Malinois anschaffen und denken, ihr habt dann eine 1:1 Kopie von Max aus dem gleichnamigen Kinofilm.
Das es leider viele Menschen gibt, die so denken zeigt, ein Blick in die Tierheime oder auf Vermittlungsseiten wie zum Beispiel Malinois Hilfe Deutschland e.V.
Das ein Hund so funktioniert wie im Fernsehen oder Kino ist langes und hartes Training und entspricht nicht dem realen Hundeleben.
Bei den ganzen Filmen ist es sogar so das der tierische Hauptdarsteller von mehreren Hunden gespielt wird.
Als Zuschauer merkt man das im späteren Film nicht.
Wenn das euer Motiv zur Hundeanschaffung ist, dann schaut bitte lieber weiter eure Filme an und erspart dem Hund damit viel Leid.
Denn gerade Gebrauchshunde überfordern viele Einsteiger und landen dann schneller im Tierheim als man es sich vorstellt.
Was will ich, was kann ich, wozu bin ich bereit?
Könnt ihr diese drei Fragen schlüssig und ohne etwas schönzureden, beantworten, seid ihr auf dem richtigen Weg.
Was will ich?
Das hängt ganz persönlich von Euch ab.
Wie ist euer Alltag, wie aktiv seid ihr, wie ist eure Wohnsituation, was wollt ihr mit dem Hund erreichen?
Was kann ich?
Bin ich in stressigen Situationen ruhig, oder werde ich schon beim kleinsten Problem nervös?
Habe ich ausreichend Zeit, über die ich frei bestimmen kann?
Wozu bin ich bereit?
Ein sehr wichtiger Punkt!
Bin ich bereit, zu lernen?
Bin ich bereit Probleme (wenn welche auftauchen) zu lösen?
Bin ich bereit, den Hund als Teil der Familie zu sehen?
Bin ich bereit, mich von falschen Freunden zu verabschieden?
Wer sich über diese ganzen Dinge vorher Gedanken macht, hat einen viel größeren Spielraum bei der Auswahl seines ersten Hundes.
Es muss nicht immer ein Anfängerhund sein.
Unser erster eigener Hund 😃
Unser Eddy ist ein Malinois (belgischer Schäferhund). Er ist unser erster eigener Hund und das, obwohl diese Rasse alles andere ist als ein Anfängerhund.
Dazu kommt noch, dass wir Eddy mit 6 Monaten von einem vollkommen überforderten Halter übernommen haben.
Das ist dann noch mal eine ganz andere Herausforderung als ein Welpe, den man selbst prägen und erziehen kann.
Wenn man sich einen „Second-Hand-Hund“ einer anspruchsvollen Rasse holt, muss man genau wissen, was man da tut!
Was in der Prägephase versäumt oder falsch gemacht wurde, lässt sich nicht zu 100 % nachholen oder komplett korrigieren.
Darüber muss man sich im Klaren sein.
Ein Second-Hand-Hund bedeutet viel Arbeit und starke Nerven.
Hundehalter, die das kleine 1 x 1 für Hundehalter nicht kennen oder kennen wollen, zerstören oft kleine Trainingserfolge, die man mühsam über Wochen und Monate aufgebaut hat in Sekunden.
Das erlebt man leider immer wieder.
Hier gibt es Regional große Unterschiede.
Dazu gehe ich auch im Artikel über Umzug mit dem Hund näher ein.
Warum wir uns für einen Malinois entschieden haben?
Ich hatte im Bekanntenkreis immer viel mit Deutschen Schäferhunden zu tun und bin quasi mit dieser Rasse aufgewachsen, ohne einen eigenen zu haben.
Später habe ich dann die belgischen Schäferhunde über gute Freunde kennen und lieben gelernt.
Wenn jemand sagt, ein Malinois ist ein Deutscher Schäferhund auf Speed, ist das nicht übertrieben.
Malinois sind absolut verrückte (im positiven Sinn) Hunde und machen jeden Quatsch gerne mit.
Sie haben Ausdauer ohne Ende und da wir selbst sehr aktiv und genauso bekloppt wie diese Hunderasse sind, passt der Malinois perfekt zu uns.
Bevor wir unseren Eddy zu uns geholt haben, waren wir lange Hundepaten von einem Malinois und einer spanischen Dogge.
Die zwei haben wir sehr lange betreut und viel von ihnen gelernt.
Zum Patenmalinois ist später noch ein Zweiter dazugekommen. Wir waren dann also oft mit drei großen Hunden unterwegs.
Wir hatten den Schlüssel zum Haus und konnten jederzeit zu den Hunden.
1 x täglich waren wir mindestens mit ihnen unterwegs und das über einen sehr langen Zeitraum.
Ohne unsere Patenhunde hätten wir uns niemals einen eigenen Malinois zugetraut!
Das hätte niemals im Leben funktioniert.
Fazit
Im letzten Abschnitt habe ich ja schon geschrieben, dass wir ohne die Erfahrungen mit unseren Patenhunden niemals auf die Idee gekommen wären uns einen Malinois zuzulegen.
Die Einsteigerhürde haben wir durch die Patenhunde genommen.
Dazu kommt noch, dass diese verrückte Rasse genau meiner Vorstellung von einem Hund entspricht.
Ich habe aber auch schon vielen Leuten abgeraten, sich einen Malinois anzuschaffen.
Man muss wirklich viele Opfer bringen und zu 1000 % hinter seinem Hund stehen, sonst wird das nichts.
Das könnt ihr mir gerne glauben.
Brennt ihr für eine bestimmte Rasse und seid bereit, alles dafür zu geben, dann macht es.
Ihr müsst euch nur wirklich ganz genau hinterfragen, wie ernst es euch damit ist.
Im optimalen Fall könnt ihr eure Wunschrasse auch bei Freunden oder Bekannten kennenlernen.
Für mich macht es keinen Sinn, sich einen typischen Anfängerhund zu holen um dann über 10 Jahre warten zu müssen bis ich mir den Hund holen kann, ich eigentlich haben wollte.
Denkt aber daran, was ich in diesem Artikel im Abschnitt „Was ist denn jetzt ein Anfängerhund“ geschrieben habe.
Das ist aber kein Freibrief, sich einfach irgendeinen Hund anzuschaffen!
Auch den Abschnitt „Motivation“ solltet ihr gut lesen und auch darüber nachdenken.