Leben mit Hund im Ausland

Gastbeitrag von Marion Consoir von MeintierischerFreund.com

Ein Leben mit Hund im Ausland, genauer gesagt in Spanien. Welche Unterschiede in Bezug auf Deutschland gibt es? Wie sieht die Hundehaltung aus und wie kommt man hier an Hunde? Darüber möchte ich ein wenig erzählen.


Hundehaltung in Spanien im Jahre 2022

Spanien gehört nicht gerade zu den Vorzeigeländern in Sachen Tierhaltung. Ich lebe seit über 20 Jahren in diesem Land. Langsam (sehr langsam) geschieht hier ein Wandel. Es gibt nun viele und immer mehr Spanier, die ihre Hunde wie tierische Freunde behandeln, mit ihnen täglich spazieren gehen und sie bis zum Tod behalten. Diese Hundehalter treffe ich dann auch bei Spaziergängen am Strand und die Begegnungen machen zu 99 Prozent sehr viel Spaß. Es ist nämlich dieser lockere Umgang mit Hunden, den ich aus meiner Kindheit und aus meinem Geburtsort in Deutschland kenne. 

Fast alle Hunde laufen frei, sodass eine natürliche Begegnung möglich ist. Zoff gibt es nur sehr selten. Die meisten dieser Hunde sind sehr sozial und haben eine gute Hundesprache. In der Regel sind die Hundehalter sehr entspannt und wenn der Hund den Rückruf gekonnt überhört, wird gelacht. Perfektionismus strebt kaum jemand an und das macht diese entspannten Begegnungen aus.

Auch die Hunde müssen nicht perfekt sein. Der Begriff „Leinenpöbler“ existiert überhaupt nicht. Wenn ein Hund an der Leine knurrt, bellt oder/ und zieht, dann ist es halt so. Niemand muss sich dafür schämen und der Hund wird nicht als nervende Bestie angesehen. Den meisten ist klar, dass sich Hunde an der Leine anders verhalten (können) als im Freilauf. 


Gemütliche Spaziergänge durch die Natur

Für mich bedeutet ein Leben mit Hund auch, dass ich die Möglichkeit habe, jeden Tag ausgedehnte Spaziergänge durch die Natur zu unternehmen. So kannte ich es von meinen Wohnorten in Deutschland und das genieße ich seit 20 Jahren ebenfalls im Süden Spaniens. Bebaut ist die Küste, aber nicht das Hinterland. Wir wohnen ca. 10 km vom Meer entfernt im Campo. Es gibt eine schmale Straße durch die Berge, auf der täglich maximal 10 Autos fahren. Meine Hunde können vom Anfang bis zum Ende der Spaziergänge ohne Leine laufen. 


Das Schöne am Hundeleben im Ausland ist die Möglichkeit, dass man sehr oft lange Spaziergänge ohne Leine machen kann ohne unterwegs auf jemanden zu treffen.
Ausgedehnte Spaziergänge ohne Leine sind kein Problem.

Auf unseren alltäglichen Spaziergängen treffe ich selten andere Hundehalter. Ich kann ganz gemütlich wandern und mit meinen Hunden die Natur genießen. Dafür bin ich tatsächlich jeden Tag dankbar. Und dennoch hat sich manches nicht zum Guten entwickelt.


Begegnungen mit Streunern in der Vergangenheit

Bis vor einigen Jahren traf ich immer wieder auf Streuner. Das waren entweder Hunde, die ein Zuhause hatten und den ganzen Tag tun und lassen konnten was sie wollten. Oder es waren ausgesetzte Hunde, die in der Regel das Vertrauen in Menschen verloren hatten. Streuner waren jedoch fast nie ein Problem – in Bezug auf das Zusammentreffen mit meinen Hunden. Sie waren meistens sehr sozial, sodass man keine Attacken befürchten musste. Oft zog ich mit fünf oder sechs Hunden los, weil sich uns die Hunde der Nachbarschaft anschlossen. 

Die ausgesetzten Hunde kamen meistens nicht näher. Sie beobachteten mit Abstand, ob wir Gutes oder Schlechtes im Schilde führten. Wenn ich wieder einen ausgesetzten Hund entdeckte, schleppte ich nicht, wie Hundehalter in Deutschland, Leckerlis zur Belohnung mit mir. Ich schleppte Hundefutter und Wasser mit und stellte das an Plätzen auf, an denen die Hunde mit sicherem Gefühl essen und trinken konnten. Ja und manchmal nahmen wir ausgesetzte Hunde auf und vermittelten sie weiter. 


Begegnungen mit Streunern heute

Heute sehen die Begegnungen mit Streunern in vielen Fällen anders aus. Es war hier eine Zeit lang Trend, Deutsche Schäferhunde oder Mastins als Wachhunde für unbewohnte Häuser und Grundstücke zu halten. Diese Hunde konnten kein gutes Sozialverhalten entwickeln, weil sie ständig alleine auf dem eingezäunten Grundstück waren. Natürlich versuchten sie auszubrechen und manchmal gelang ihnen das. Und dann waren die Begegnungen alles andere als entspannt. Somit gab und gibt es immer mal wieder heftige Beißvorfälle. Manchmal sind diese Hunde so menschenscheu, dass sie sich mit einem lauten „Hey“ vertreiben lassen. Und manchmal kann man einfach nur beten und hoffen, dass man schnell genug aus dem Blickfeld dieser Streuner kommt. 

Und es gibt auch leider immer noch die Hundehalter, die ihre Tiere ganztägig auf einem Balkon halten. Hunde, die jeden Tag stundenlang alleine ausharren müssen, zeigen oftmals kein normales, gesundes Verhalten. Aber ich denke, dieser Fakt ist kein typischer für Spanien. Auch in Deutschland und in anderen Ländern sind Hunde täglich viele Stunden alleine – dann wahrscheinlich nicht auf dem Balkon, sondern im Haus, in der Wohnung oder sogar in einem Zimmerkäfig. 


Wo kauft man in Spanien seinen Hund?

Ehrlich gesagt haben wir in den 20 Jahren, in denen wir in Spanien sind, erst einen Hund gekauft. Das ist unser George, den wir im Dezember 2019 von einer Tierschutzorganisation übernahmen. Bezahlt haben wir die Schutzgebühr, die Impfungen und Chip mit einschloss. Meine Emma haben wir im Februar 2013 gefunden. Sie wurde damals vom Tierarzt auf maximal 6 Wochen geschätzt. Wir fuhren morgens zu einer unbebauten Küste, um mit unseren damaligen alten Hunden spazieren zu gehen. Und dann sahen wir etwas Kleines zwischen den Büschen huschen. 

Wir haben Emma aufgenommen und der erste Gedanke war: Wir suchen ihr ein schönes Zuhause. Aber als ich sie auf dem Arm hatte, war klar, dass sie bleiben muss – obwohl wir keinen dritten Hund haben wollten. Meine vorigen Hunde waren ebenfalls ausgesetzte Hunde. Beide waren bereits erwachsen, als wir sie übernommen haben. 


Auch das ist Hundeleben im Ausland. Es gibt viele ausgesetzte Hunde. Das ist Emma. Wir haben sie an der Küste gefunden.
Das ist Emma, wir haben sie an der Küste gefunden und behalten


Hunde aus dem Tierschutz oder übers Internet kaufen

Meistens werden hier Hunde aus dem Tierschutz gekauft. Oder die Hunde laufen einem zu. Es gibt leider immer noch genügend Menschen, die ihre ausgewachsenen Hunde oder Welpen entsorgen (zum Beispiel lebendig in Tüten im Müllcontainer). Es ist hier keine große Kunst, einen ausgesetzten Hund zu finden. 

Auf der anderen Seite bieten Jäger ihre Hunde gerne in Internetportalen, ähnlich wie eBay, an. Manchmal zu hohen Preisen und manchmal als Billigware. Und manchmal bieten sie ihre Hunde auch zum Tausch gegen einen „besseren“ Jagdhund an. Es gibt natürlich auch Züchter, allerdings kenne ich keinen einzigen Hundehalter, der seinen Hund von einem seriösen spanischen Züchter gekauft hat. Das mag eventuell in den Städten anders aussehen.


Hundeerziehung in Spanien

Die Erziehung der Hunde ist sehr gegensätzlich. Oft sind die Hunde gar nicht erzogen und trotzdem funktioniert das Zusammenleben und wie schon beschrieben, verlaufen die Begegnungen unter Artgenossen in der Regel sehr friedlich. Man lässt hier häufig die Zeit für sich spielen. Aus dem Welpen wird ein Junghund und aus diesem ein erwachsener Hund, der nicht mehr viele Flusen im Kopf hat.

Vor allem auf dem Land haben gerade ältere Hundehalter immer noch die Regeln aus vergangenen Zeiten im Kopf. Das heißt, die Hunde werden mit Schlägen und ähnlichem erzogen. Bei diesen Menschen findet nur selten ein Umdenken statt. Sie empfinden uns Deutsche oder die Engländer eher als witzig und überzogen in unserem Umgang mit Hunden. Im Grunde helfen keine Belehrungen, sondern das Vorleben. So gibt es in meinem Umfeld Hundehalter, die mittlerweile mit ihren Tieren anders umgehen – einfach, weil sie mich beobachtet haben. Hundetrainer sind noch rar gesät, zumindest in unserer Region.


 

Mein Leben mit Hund in Spanien

Bei uns wohnen unsere beiden Hunde mit im Haus. Unsere Hundehaltung sieht wahrscheinlich nicht viel anders aus als eure. Emma und George haben in der Wohnküche und im Schlafzimmer jeweils ihre Betten. Sie sind es gewohnt, täglich einen ausgedehnten Spaziergang und eine kürzere Runde zu unternehmen. Oft fahren wir nach Feierabend zum Strand und gehen dort spazieren. 


Hundeleben in absoluter Freiheit ohne Zwänge.
Hundeleben ohne Zwang und Kette

Wir reisen jeden Sommer mit dem Wohnmobil für ein paar Monate nach Frankreich in die Bretagne und in dieser französischen Region sind die Hundehalter und Hunde ebenfalls größtenteils sehr locker, entspannt, freundlich und friedlich. Da ich von Zuhause aus arbeite, sind meine tierischen Freunde immer bei mir. Sie müssen nur selten alleine bleiben, wenn ich mal Arztbesuche, Behördengänge oder sonstiges erledigen muss. 

Beide Hunde sind Mischlinge. Emma ist mittlerweile 9 Jahre jung und George ist fast 2,5 Jahre. Ein Leben ohne Hund ist für mich keine Option. Da würde mir etwas Gravierendes fehlen. Ob ich mit meinem Hund im Ausland lebe oder nicht – die Verantwortung liegt generell beim Halter. Das heißt: Ich lasse mich nicht von den ländlichen Hundebesitzern beeinflussen, die ihre Tiere an der Kette, alleine auf einem verlassenen Grundstück oder ähnliches halten. Und ich lasse mich auch nicht von anderen Hundehaltern weltweit beeinflussen, die einem Erziehungshalsbänder, Zimmerkäfige oder ähnliches schönreden möchten. 

Fazit:

Egal wo du wohnst: Du bist verantwortlich für deinen Hund. Schließlich hast du entschieden, dass er bei dir lebt und nun bist du dafür verantwortlich, dass dein Vierbeiner ein gutes Leben genießen darf. 

Dieser Gastbeitrag stammt von Marion Consoir von MeintierischerFreund.com