Maulkorb ja oder nein, das ist hier die Frage?

Ein Maulkorb ist nichts Schlimmes …

Das Thema taucht ja immer wieder in den Sozialenmedien auf und wird kontrovers diskutiert.

Für die meisten ist ein Maulkorb eher negativ behaftet.

Das muss aber eigentlich nicht sein.

Denn, wenn man einen Maulkorb vernünftig und positiv antrainiert hat, ist er für den Hund absolut kein Problem und kann in vielen Lebenssituationen sogar sehr hilfreich sein.


Gründe für einen Maulkorb

Als Erstes fällt mir da das Fahren mit den öffentlichen Verkehrsmitteln oder das Betreten öffentlicher Gebäude ein.

Da ist in manchen Orten/Städten sogar ein Maulkorb vorgeschrieben.

Am besten erkundigt ihr euch bei eurer Stadt oder Gemeinde, ob es bei euch solche oder weitere Auflagen gibt.


Als Nächstes fällt vielen wohl direkt der Giftköderschutz ein. Hier sollte man allerdings beachten, dass sich nicht jeder Maulkorb dafür eignet.

Einige Exemplare bieten nur wenig oder gar keinen Schutz vor dem Aufnehmen von Gift oder Fremdkörpern.

Im Fachhandel gibt es dafür spezielle Maulkörbe, die das Fressen verhindern können.

Meist besitzen diese ein Netz, das den Maulkorb vorn verschließt.


Aber auch nicht expliziert dafür hergestellte Körbe können als Fress-Schutz geeignet sein.

Das Wichtigste in diesem Fall ist es ja das aufnehmen und fressen von Dingen zu unterbinden.


Auch eine Behandlung beim Tierarzt oder eine Erkrankung kann das Tragen eines Maulkorbs nötig machen, den auch der liebste und sanfteste Hund kann in Ausnahmesituation wie starken Schmerzen, Bewusstseinstrübung oder Angst seine guten Manieren vergessen.


Es gibt zudem immer mal Dinge, die im Leben geschehen, in denen das kurzfristige Tragen eines Maulkorbs Sinn ergibt und Stress für Hund und Halter minimieren kann.


So ist er zum Beispiel nach einer Operation ein prima Leck und Knabber Schutz.

Auch beim Zusammenführen von alten und neuen Hunde schützt ein Maulkorb vor Verletzungen, falls sich die Hunde nicht sofort oder auch überhaupt nicht verstehen.


Ihr seht, je nach Situation und Hund ist ein solcher Maulkorb ein probates Mittel und eine enorme Hilfe. Angesichts dessen sind wir der Meinung, dass es nicht verkehrt ist, wenn jeder Hund einen Maulkorb besitzt und auch positiv verknüpft hat.

Denn wenn es mal dazu kommt, dass der Hund seinen Maulkorb braucht, ist es, wenn er ihn kennt, viel einfacher und stressfreier.


Hund wird beim Tierarzt am Ohr untersucht.
Beim Tierarzt ist nicht jeder Hund so entspannt. Ein Maulkorb kann hier Sicherheit geben.

Was sollte man beim Kauf beachten?

Als Erstes muss man sich überlegen, welche Art von Maulkorb man benötigt.

Dabei kommt es darauf an für welche Rasse er sein soll, aber natürlich auch in welchen Situationen bzw. wie lang er getragen werden soll.


Arten von Maulkörben:

Es gibt Maulkörbe aus unterschiedlichen Materialien, die je nach Verwendungszweck ihr Vor- und Nachteile haben.


Die oben schon genannten Giftköderschutzkörbe eignen sich in der Regel auch nur für diesen Zweck.

Sie sind auch nur für das kurze Tragen bei einer Gassirunde geeignet, da diese das Aufnehmen sämtlicher Dinge, so auch das Trinken verhindern.


Damit dieses gewährleistet ist, sind diese Maulkörbe recht eng und geschlossen, der Hund kann also, wenn überhaupt, nur wenig hecheln.

Solche Körbe sind meist aus Stoff oder Nylon und haben im vorderen Bereich einen Netzeinsatz.


Das bedeutet aber auch, dass sie sich weniger als Biss-Schutz eignen.


Maulschlaufen und Maulkörbe aus Stoff oder Nylon.

Für diese gilt Ähnliches wie für oben genannten Giftköderschutzkörbe.

Sie sind auch nur für recht kurze Tragezeiten ausgelegt.

Den diese Maulkörbe schränken auch das Hecheln stark ein.

Der Verwendungszweck ist etwa der Besuch beim Tierarzt oder Ähnliches.

Auf jeden Fall nur für Situationen mit sehr kurzer Tragezeit.


Maulkörbe aus Biothane

Biothane ist den meisten Hundebesitzern ja schon von Leinen und Halsbändern bekannt.

Das Material ist sehr widerstandsfähig und gut zu reinigen.

Ein weiterer großer Vorteil ist, dass diese Körbe hervorragend auf den einzelnen Hund angepasst werden können.


Oft werden diese Biothanemaulkörbe auch individuell angefertigt und man kann bei der Bestellung auch beliebe Farbkombinationen frei wählen (ganz besonders schön für Frauchen). 😉


Diese Körbe sind recht leicht und luftig und lassen sich somit auch bequem tragen.


Maulkörbe aus Silikon 

Silikonmaulkörbe bieten eine besonders ergonomische Passform durch das flexible Material, worunter aber die Formstabilität nicht leidet.

Diese Körbe sind in der Regel auch für etwas längeres Tragen ausgelegt, da der Hund problemlos hecheln, trinken und sogar Leckerchen aufnehmen kann.


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Ledermaulkörbe

Ledermaulkörbe sind ähnlich konzipiert wie Biothane Körbe.

Sie sind für den Hund recht angenehm zu tragen und bieten einen guten Beiss-Schutz.

Als negativ Punkt wäre wohl zu nennen, dass einige Hunde den Ledergeruch nicht so mögen und dass diese Körbe leider bedingt durch die hohe Abnutzung des Materials durch den Hundespeichel nicht so lange haltbar sind.


Maulkörbe aus festem Kunststoff

Diese sind wohl neben den Maulkörben aus Metall die meist verbreitetste und bekannteste Art.

Sie sind überwiegend als Gittermaulkorb geformt und umschließen die komplette Schnauze und werden am Nacken verschlossen.


Für den Hund sind diese Körbe recht angenehm zu tragen, da sie ihn beim Trinken und Hecheln nicht beeinträchtigen.

Einige weitere Pluspunkte sind natürlich auch die einfache Handhabung, Reinigung und nicht zuletzt die Sicherheit.


Einziger eventueller Minuspunkt ist wohl, dass der Hund etwas abschreckender ausschaut.


Drahtmaulkörbe 

Maulkörbe aus Draht sind ebenfalls als Gitterkörbe konzipiert und bieten dadurch einen hohen Tragekomfort und auch einen sehr hohen Beiss-Schutz.

Natürlich ist hier auch die Optik eher abschreckend.

Diese Körbe sind auch für das längere Tragen geeignet.


Wie finde ich den passenden Maulkorb?

Die wichtigsten Parameter sind, dass der Korb, so sitzt, dass der Hund frei und gut hecheln kann, dass die Schnauze im Korb selber ausreichend Platz nach vorn hat und nicht am Korb anstößt.


Er muss so sitzen und angepasst werden, dass er nicht in die Augen oder über die Ohren rutschen kann.

Zudem sollte der Maulkorb auf keinen Fall auf den Hals drücken.


Besonders wenn der Korb längere Zeit getragen werden soll, ist zu beachten, dass der Hund trinken, aber auch (wenn es kein Giftköderschutz sein soll) Leckerchen etc. Fressen kann und möglichst bequem sitzen ohne zu drücken oder zu scheuern.


Um das alles zu gewährleisten, ist es wichtig, die genauen Maße der Schnauze zu ermitteln.

Besorgt euch als Erstes mal einen Stift, ein Blatt Papier und ein Maßband.


Wenn ihr alles habt, setz ihr euch am besten ganz gemütlich neben eurem Hund auf den Boden.


  • Ihr messt als Erstes die Länge zwischen der Nasenspitze und der Augenlinie.
  • Für den Umfang legt ihr 2,5 cm unter der Augenlinie das Maßband um die Schnauze.
  • Augenlinie, diese ermittelt ihr, in dem ihr das Maßband in der Mitte des Kopfes zwischen den Augen auf die Nase legt und bis hinter die Ohren messt.
  • Halsumfang, hier wird der Umfang des Halses direkt hinter den Ohren gemessen.
  • Höhe, hier wartet ihr am besten, bis euer Hund seine Schnauze leicht geöffnet hat und messt dann einmal um die Schnauze.
  • Breite, hier müsst ihr an der breitesten Stelle (unterhalb der Nase) messen. 

Wie bringe ich es meinem Hund bei?

So, ihr habt euch jetzt einen Maulkorb ausgesucht und besorgt.

Nun überlegt ihr, wie ihr eurem Hund jetzt am besten daran gewöhnt.


Sucht euch am besten für die ersten Übungen eine Zeit aus, in der ihr in Ruhe und ohne Zeitdruck mit eurem Schatz trainieren könnt.


Ihr werdet einige Zeit brauchen, bis der Hund sich an den Maulkorb gewöhnt hat, also lasst genügend Luft bis zu dem Termin (wenn es einen gibt) wo der Hund den Maulkorb sicher tragen können soll.


Am Anfang übt ihr zu Hause in der vertrauten Umgebung, möglichst ohne Störungen.


Legt euch auch einige Leckerchen oder Leckpaste (Leberwurst) bereit, seid positiv und entspannt.


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Wenn ihr ohnehin schon öfter mit eurem Hund Tricks zu Hause übt oder Medical Training macht, könnt ihr den Maulkorb gut in dieses Training einbauen.


Ansonsten setzt euch mit dem Hund auf den Boden oder die Couch so wie es für euch beide bequem und angenehm ist.


Nun nehmt ihr ein Leckerchen und legt es in den Maulkorb.

Locke den Hund jetzt an, damit er die Schnauze in den Maulkorb steckt, um sich das Leckerchen zu holen.

Wenn er das macht, lobt ihn (wenn ihr mit Klicker arbeitet, könnt ihr diesen natürlich auch verwenden) und lasst ihn die Schnauze wieder herausziehen.

Zwingt ihn auf keinen Fall die Schnauze in den Maulkorb zu stecken oder haltet ihn fest, übt das ganze völlig ohne Stress und Druck.


Wiederholt diese Übung einige Male (aber nicht zu oft), hier gilt, wie bei allem, beendet das Training positiv und hört mit einem Erfolg auf.


Maulkorbtraining mit dem Hund
Beim Maulkorbtraining ist Geduld und Ruhe der Schlüssel zum Erfolg

Wenn ihr diese Prozedur einige Tage gut hinbekommen habt, könnt ihr die Zeit, in der der Hund die Schnauze im Korb lassen soll, etwas verlängern.


Das könnt ihr entweder so machen, dass ihr hier Leckpaste oder ein Snack-Stäbchen verwendet oder immer wieder Leckerchen von vorn nachlegt.


Lasst aber den Verschluss des Maulkorbs noch einige Male auf.


Wenn dein Hund nun vielleicht schon von selbst die Schnauze erwartungsvoll in den Korb schiebt und dort etwas drinbleibt, könnt ihr den nächsten Schritt gehen und die Riemen des Maulkorbs hinten zusammenhalten, aber noch nicht zu machen oder zu lange zuhalten.


Wenn der Hund auch dabei entspannt, kannst, du mal sehen, wie er reagiert, wenn du die Hand, mit der du den Maulkorb bisher mitgehalten hast, entfernst und nur noch am Hinterkopf zu hältst (dadurch verändert sich das Gewicht und der Druck auf der Schnauze).


Klappt auch das, dann kannst du kurz die Schnalle schließen.


Super dein Hund bleibt entspannt, während der Korb kurz geschlossen ist, du kannst jetzt die Tragezeit etwas verlängern.


Je nachdem wie entspannt der Hund ist, könntest du jetzt um die Übung etwas zu variieren auch mal aufstehen und einige Schritte weggehen um den Hund zu dir rufen.


Nimm den Korb ab und belohne deinen Hund.


Das ganze könnt ihr nun eine Weile ausweiten, bis der Hund den Maulkorb in der Wohnung als völlig normale Übung sieht.


Wenn ihr das eine Weile gemacht habt und vielleicht auch schon mal andere Personen dabei waren, könnt ihr auch mal den Maulkorb draußen anlegen (in ruhiger und entspannter Umgebung) und wieder runternehmen.


Klappt auch das wieder ohne Stress, dann geht mal eine kurze Runde mit Maulkorb Gassi.


Geht bitte immer nur den nächsten Schritt, wenn das vorherige Super klappt.

Geht bitte immer nur den nächsten Schritt, wenn das vorherige Super klappt.
Geht bitte immer nur den nächsten Schritt, wenn das vorherige Super klappt.

Das habe ich jetzt absichtlich dreimal geschrieben, da es das Wichtigste am ganzen Training ist.


Sollte mal Stress aufkommen, geht wieder mindestens einen Schritt zurück,

belohnt und lobt viel, euer Hund sollte den Maulkorb als etwas Normales, am besten etwas Positives sehen.


Baut ab jetzt immer mal den Maulkorb in euer Leben ein und den normalen Alltag ein.


Maulkorb in der Öffentlichkeit

Noch ein Thema zum Schluss, auch wenn es sich eigentlich nach diesem Text erübrigen sollte.

Wenn euch ein Hund mit Maulkorb entgegenkommt, bedeutet es nicht, dass dieser für euch oder euren Hund gefährlich werden kann, sondern in erster Linie, dass der Halter sich vernünftig, vorausschauend und verantwortungsvoll verhält.

Und wenn der Hund den Maulkorb mit Ruhe und Geduld antrainiert bekommen hat, ist es auch nicht schlimm für ihn.


Maulkorb im Urlaub

Das ist ein wichtiger Punkt für alle Hundefreunde, die gerne mit ihrem Vierbeiner auf Reisen gehen.

Im Ausland gibt es ganz andere Gesetze und Regelungen als bei uns in Deutschland.

Plant ihr einen Auslandsurlaub mit eurem Hund, macht euch also unbedingt mit den gesetzlichen Gegebenheiten des Gastlandes vertraut.

Und zwar lange, bevor ihr in den Urlaub startet.

So habt ihr notfalls noch ausreichend Zeit den Hund an einen Maulkorb zu gewöhnen, wenn es sein muss.