Lerntheorie Hund-Wie lernen Hunde?

So lernen Hunde

Hallo, schön, dass ihr euch auch für den zweiten Teil meiner kleinen Serie zum Thema Hundeausbildung interessiert.

Im ersten Teil ging es hauptsächlich um reine Grundlagen und um das eigene Bauchgefühl, das einen in der Regel schon in die richtige Richtung führt.

Dieser Beitrag ist sehr theoretisch und geht etwas in die Tiefe.
Ich werde hier für euch, das Thema Lerntheorie Hund, wie ich bei einer Schulung durchgenommen habe, in einfachen Worten einfach verständlich wiedergeben.

Das Thema ist ziemlich trocken, aber in meinen Augen auch unglaublich spannend und interessant.
Wenn man die Lerntheorie kennt und auch ein wenig versteht, erleichtert das vieles.
Man kann dann auch Hundetrainer und Ausbilder besser verstehen und einschätzen.

Mit etwas theoretischem Wissen ist man auch selbst leichter in der Lage gute von schlechten Ausbildern zu unterscheiden.

Das Wissen über die Lerntheorie hilft auch Probleme vielleicht schon im Vorfeld zu vermeiden oder wenn es bereits Probleme gibt, diese schneller zu lösen.

Hundeausbildung, theoretisches Wissen

Wie lernt ein Hund?

Die absolute Basis bildet die Lerntheorie Hund. In der Lerntheorie werden wissenschaftlich erforschte biologische Lernvorgänge im Gehirn beschrieben.

Die Lerntheorie gilt für viele Säugetierarten, einschließlich uns Menschen.

Moderne, artgerechte Hundeausbildung basiert immer auf der Lerntheorie Hund.

Lerntheorie Hund was ist lernen?

Lernen ist ein Erfahrungsprozess, der zu einer relativ permanenten Änderung eines Verhaltens bei einem Individuum führt.

Einfach ausgedrückt: Lernen ist eine Verhaltensänderung aufgrund von Erfahrung.
Dieser Satz ist sehr wichtig. Unbedingt gut merken und verstehen.


Lernziele

Das Lernen dient dazu, einen vorhandenen individuellen Zustand zu optimieren.

Lernen dient der Anpassung eines Lebewesens an seine Umwelt. Tiere in freier Wildbahn müssen ständig ihr Verhalten anpassen, um zu überleben.

Das funktioniert nur, wenn das Verhalten über Lernen ständig angepasst wird. Lernen ist also überlebenswichtig.

Auf welchem Weg findet das Lernen statt?

  • Klassische Konditionierung
  • Instrumentelle Konditionierung – Erfolg oder Misserfolg
  • Gewöhnung
  • Nachahmung

Diese Aufzählung ist nur oberflächlich. Für das grundlegende Wissen über Lernverhalten von Hunden aber ausreichend.

Welche Bedingungen ermöglichen eine erfolgreiche Hundeausbildung?

Damit ein Hund überhaupt etwas lernen kann, sind einige Grundvoraussetzungen zu erfüllen.

  • Die Lernatmosphäre muss positiv sein. Freundliche, entspannte Stimmung.
  • Negative Einflüsse wie Stress, starker Druck, Schmerzen oder Angst verhindern das Lernen.
  • Zu hohes Erregungslevel auf beiden Seiten, Mensch und Hund ermöglichen auch keinen Lernerfolg.
  • Der Hund soll am Lernort möglichst wenigen bis keinen Ablenkungen oder anderen Reizen ausgesetzt sein.
  • Am besten lernt ein Hund an einem Ort oder in einem Umfeld, wo er sich wohl und auch sicher fühlt.
  • Der Hund muss körperlich fit sein, um zu lernen. Einen kranken oder verletzten Hund sollte man nicht noch zusätzlich mit Ausbildungseinheiten belasten. 

Auch das gehört zur Lerntheorie Hund. Nachhaltiges Lernen klappt am besten in einem entspannten Umfeld.
In einer freundlich entspannten Stimmung lernt es sich am besten

Motivation

Einen unmotivierten Hund kann man nicht trainieren.

Ziel einer guten Hundeausbildung ist es den Hund mit Begeisterung positiv von einem neuen Verhalten oder einer neuen Verhaltensweise zu überzeugen. 

Wenn man seinen Hund gut kennt, dürfte es kein Problem sein ihn zu etwas zu motivieren. Man kennt seine Vorlieben und kann sich diese für die Ausbildung zunutze machen.


Im Video zeige ich mal ein wenig Futtertreiben und einfach etwas Spaß mit Eddy.




Wie lernt ein Hund? – Zusammenfassung

  • Über Verknüpfung
  • Über Hilfestellungen
  • Spielerisch
  • In einer positiven Umgebung
  • Kontextbezogen
  • Überwiegend in Bildern
  • Über Generalisierung (Verallgemeinerung)
  • In vielen kleinen Schritten
  • Durch sehr viele Wiederholungen (ca. 10.000 bis ein Verhalten fest Verknüpft ist)
  • Durch Lob und Tadel. Das bedeutet gutes Verhalten unbedingt belohnen und schlechtes Verhalten nicht bestätigen.
  • Ein Leben lang

Eine Schultafel als Symbolbild für die Lerntheorie Hund. Ein Hund lernt sein Leben lang.
Lernen in kleinen Schritten

Kontext bezogenes Lernen, lernen in Bildern und lernen über Verknüpfung, Fluch und Segen zugleich

Beim Lernen, bzw. beim Verknüpfen von neuen Dingen bezieht der Hund alle Umweltreize mit ein.

Finden zufällig zwei Sachen gleichzeitig statt, wird der Hund diese beiden Dinge miteinander verknüpfen.

Bei Rassen, die Verknüpfungen rasch herstellen und festigen, können hier durch Bestätigungen zum falschen Zeitpunkt sehr schnell Fehlverknüpfungen hergestellt werden, die man nur mühsam, im schlimmsten Fall aber überhaupt nicht mehr abtrainieren kann.


Beispiel 1:

Man möchte seinem Hund beibringen in das Auto einzusteigen. Der Hund steht dazu vor der geschlossenen Kofferraumklappe, oder besser, er sitzt vor der geschlossenen Kofferraumklappe.

Die Klappe wird geöffnet und der Hund soll mit einem Kommando, z.B. „Hopp“ lernen in das Auto zu springen.

Beim Öffnen der Kofferraumklappe fällt zufällig gleichzeitig ein Besen um, der am Auto angelehnt war. Der Hund erschrickt sich und rennt weg.

Der Hund hat dann diese beiden Ereignisse miteinander verknüpft.

Kofferraumklappe geht auf, bedeutet dann für den Hund, gleich klappert etwas und ich erschrecke mich fürchterlich. Also renne ich weg, sobald die Klappe sich öffnet.

Das wäre eine unerwünschte Fehlverknüpfung.


Beispiel 2:

Der Hund ist schon auf den Clicker konditioniert und es soll das Kommando „Laut“ verknüpft werden.

In diesem Fall wird zufälliges Bellen mit dem Clicker „eingefangen“ und bestätigt.

Beim Bellen schaut der Hund zufällig auf eine Katze, die sich nähert. Wenn man jetzt „Klickert“ hat man dem Hund beigebracht Katzen zu verbellen. Je nach Hund wird schon ein solcher Fehl-Click gespeichert.

Solche unerwünschten Verknüpfungen passieren schneller als es einem lieb ist.

Diese beiden Beispiele zeigen, dass es von Vorteil ist, sich mit der Lerntheorie Hund zu befassen.

Auch, wenn das Ganze etwas steif und trocken ist. Es ist Wissen, das einem nicht schaden kann.

Lernen über Generalisierung

Der junge Welpe wird immer von kleinen Kindern geärgert und verspürt dabei Schmerzen. Der Hund verknüpft das Bild „Kleine Kinder“ mit dem für ihn unangenehmen Schmerz und wird in Zukunft alle kleine Kinder meiden. Das nennt man Generalisierung. 

Negative Erlebnisse werden besonders schnell generalisiert und dienen dem Hund als Überlebensschutz.

Kleinschrittiges Lernen und viele Wiederholungen

Den optimalen Lernerfolg erzielt man, wenn man eine Aufgabe in ganz viele kleine Einzel-Schritte zerlegt und erst zum nächsten Schritt übergeht, wenn der vorherige Schritt gut sitzt.

Mit vielen kleinen Schritten kommt man schneller zum Lernerfolg.

Es bringt nichts einmal am Tag eine lange Lern oder Übungseinheit zu absolvieren. Mehrere kleine Einheiten von jeweils ein paar Minuten über den ganzen Tag verteilt vereinfachen das Lernen deutlich.

In den Ruhepausen nach den Übungen wird das gelernte verinnerlicht.

Wichtiger Tipp! Nach dem Lernen nicht spielen

Das wusste ich selbst auch nicht. Nach dem Üben oder lernen soll man nicht mit dem Hund spielen. Spielen wirkt in dem Fall wie ein Radiergummi und löscht das gerade gelernte wieder aus.
Wenn man das nicht weiß und man sich wundert, warum man mit seinen Übungen keine Fortschritte macht, könnte das vielleicht ein möglicher Grund sein.

Weiter geht es dann in Teil 3

So, das war jetzt erst mal wieder genug trockene Theorie. Im dritten Teil spielen die beiden Worte positiv und negativ eine große Rolle.